Brocken-Challenge 2012 | eine ‚ultrakurze Laufgeschichte‘ von Mario Bartkowski [Teil 11]

Hi!

Die erste Hälfte – eine Marathondistanz – hatte ich nun also schon bewältigt.
Was würde nun passieren ? Wie läuft man weitere 40 Kilometer bei zunehmend frostigen Witterungsverhältnissen und ununterbrochenen Steigungen bis zum eisigen Gipfel ? Eine der vielen Sprüche im Schilderwald des Veranstalters brachte es diesbezüglich auf dem Punkt: „Ab hier ist es Ultra!“ [siehe Episode 10, letztes Bild]. Ein langjähriger UM-Veteran hätte nun vielleicht lässig entgegnet: „Die erste Hälfte war zum warm werden…seufz, nach der zweiten ist der Spaß wieder vorbei..“ Der ambitionierte UM-Läufer würde eventuell von sich geben: „Die erste Hälfte war moderat, nun wird es anspruchsvoll“…und der UM-Novize, der sich für seinen ersten Ultra gleich den Brocken aus der Liste der deutschen UM-Veranstaltungen 2012 herausgepickt hatte ? Der würde wohl nun spätestens beim Anblick der Rampe direkt nach Barbis murmeln: „Ach Du Sch…“
Übrigens: Episode 11 ist reich mit Bildern bestückt. Noch etwas: Schon Morgen – am 1.04.2012 – wird es den 12. Teil geben – und Nein,das ist KEIN verfrühter Aprilscherz 😀
Die letzten Episoden findet Ihr wie stets in der Kategorie Wettkampf: Brocken-Challenge (11.02.2012).

Nun geht’s los, viel Spaß,
Euer Mario


Thermosflasche Part 1: Mission u n f r e e z e

Nach dem Gruppenkuscheln löste Ich mich wieder, gab meinem Töchterchen und meiner Frau einen ganz dicken, eisigen Kuß und meinte dann: „Ich bin gleich wieder bei Euch, muss eben mal zum Verpflegungspunkt, was klären, treffen wir uns dann beim Auto ?“ Jens entgegnete etwas in der Art wie: “Ja, geh nur voraus, lass Dich nicht ablenken, wir kommen nach…“ Meine Frau gab mir nochmal einen Kuss, schaute mir dann hinterher und rief, wohl leicht verwundert: “Mensch, Du siehst ja noch Topfit aus!“

Ich blickte immer wieder zurück, sie liefen mir doch tatsächlich hinterher! Momente wie diese sind etwas ganz wundervolles und sehr schwer in Worte zu fassen.

Die kleine Angelina rannte mir ebenfalls nach. “Ich will auch Laufen, Ich krieg Papa noch!“ Dann machte es Plumms!, und sie fiel hin. „Mist!“, dachte ich kurz. Ich wollte gerade wieder zurück, als ich schon sah, wie die Kleine wieder aufstand, meine Frau half Ihr dabei. „Okay, nix Ernstes, gut, dann weiter…“, murmelte ich und näherte mich dem Verpflegungspunkt. Den Läufer, den Ich vorhin beim euphorisch-lockeren Endspurt auf dem Weg zu den Dreien überholt hatte, war nun wieder dicht hinter mir. Es war Frank Brauner mit der Starternummer 155.

Was Ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte: mit Ihm sollte es noch ein – aus meiner Sicht – lustiges Battle geben 😉

Auf der Zielgeraden noch ein kleiner Schlenker, schon lag die Verpflegungspunkt-Etappe vor mir.


Kurz blieb Ich stehen, um mich erstmal umzuschauen und die Gedanken zu sammeln. „Da bist Du also..“, dachte ich innerlich. Zu meiner Rechten die Dreymannsmühle (warum nannte man das eigentl. Dreymannsmühle, wo doch hier keine zu sehen war ? Egal, denken wir uns einfach zwei Mühlen dazu, und gut is), zu meiner Linken der Verpflegungsstand von Naturkost Elkershausen. Ich also direkt dorthin. Ein bärtiger Mann mit blauer Mütze. Kurzer Augenkontakt, er schaute mich fragend an – beinahe so, als wüßte er schon, das es noch eine ganze Menge Ärger mit diesem Bürschchen geben würde…

“Ihr müsst mich retten!“, kam Ich gleich auf dem Punkt. Ich reichte Ihm meine Thermosflasche und fuhr hastig fort: “Also es war so: Der verdammte Deckel ist zugefroren. Seit dem Start konnt Ich das Ding nicht nutzen! Nun wird’s aber höchste Zeit! Entsafter und so..!“

Er nahm derweil – ganz die Ruhe selbst – die Pulle entgegen und hielt Sie über einen Gaswärmer. “Ach…das kriegen wir schon hin…“ Ich bedankte mich mehrmals und wollte zwischenzeitlich zurück zu den Dreien, als Björn plötzlich neben mir stand! „Eyyy, Mario, wie geht’s Dir denn ?“ Wir waren bestens gelaunt, ich hatte aber leider nicht viel Zeit zum schnacken, irgendwie machte ich mir gerade auch unnötigen Stress. Björn fiel das hoffentlich nicht auf? „Du, Ich muß zurück zu Kumpel und Familie“, verabschiedete ich mich, wünschte Björn weiterhin einen reibungslosen Lauf und bahnte mich zurück zu den parkenden Autos.

Da war doch noch irgendwas…….?

Meine Liebsten und Freund warteten am Auto, der Kofferraum stand gerade offen. „Ihr glaubt ja gar nicht, wie unnötig dieser ganze Krempel während der ersten Hälfte gewesen ist…“, begann ich zu erzählen, öffnete Jackentasche sowie Rucksack und entledigte mich einiger Dinge: der fette Fotoapparat, ein Ersatz-Oberteil, Ersatzakku, Socken, Plastikmüll von den Kohlehydrat-Gels und Riegeln…dann sprangen mir die Karten ebenfalls ins Auge. Kurz überlegte ich, fasste dann einen Entschluss: Die bleiben ebenfalls im Auto, verbrennen würde Ich da oben eh nix können, gäbe nur unnötigen Streß mit dem Wirt. Währenddessen schauten mir die Drei zu. „Sicher, das Du die Sachen nicht mehr brauchst? Nichtmal die Karten?“, guckte Jens sehr skeptisch meinem Treiben zu. „Ahahah die Karten…..wenn’s nach mir ginge, am liebsten auch der Rucksack, der war von allen Dingen die dämlichste Investition, im Prinzip schleppe Ich den nur unnötig mit“,entgegnete Ich. Jens guckte weiterhin argwöhnisch, er dachte sich wohl seinen Teil.

Meine Frau Nicole schien derweil irgendwas an mir zu vermissen. “Sag mal, Schatzi….Wo sind denn die Trekking-Stöcker?“ Ich biß innerlich die Zähne zusammen! Die Stöcker waren ja immerhin von ihrer Cousine geliehen. In dem Moment jedoch stand rettenderweise Torsten – Björns Kumpel – an unserem Wagen. Ein Glück, die Ablenkung kam genau zur richtigen Zeit, so mußte Ich mich erstmal nicht erklären! „Hey Mario, wie läuft’s bei Dir bisher so? Siehst ja noch Fit aus“, begrüßte er mich. „Noch fühl Ich mich auch so, aber nun beginnt ja auch der ernste Teil der Strecke…bin aber recht zuversichtlich“, antwortete Ich. „Ja“, meinte Torsten,“da vorn jedenfalls wird es nun extrem steil, du solltest das Stück wandern! Die Rampe sollte man nicht unterschätzen…“. Etwas anderes fiel mir dann ein: „Ich hab da ein kleines Dilemma, Torsten…“, und ich erzählte Ihm in Beinahe-Flüsterton, wo die Trekking-Stöcke lagen. „Das klärst am besten mit Aschu…vielleicht kann man die Dinger ja noch den Berg hochschaffen oder so…“ Meine Frau guckte mich bloß fragend an. „Ääähem,Schatz…erklär Ich Dir später!“, überspielte ich das Ganze dumm grinsend. Torsten winkte noch zum Abschied und war wieder weg. „So, Ihr Drei, ich werde mich vom Acker machen, aber ich könnte schwör’n,das da nochwas gewesen ist…“ Ich grübelte kurz. Da war noch was, da war noch was…. Jens telefonierte währenddessen mit irgendwem, ich hörte nur sowas wie: “Jaaa, dem geht es gut, macht nen Top-Fitten Eindruck…“ Ich gab meiner Tochter noch einen letzten Kuss. „Papaaa? Gehst Du jetzt wieder lauuuufen?“ Ach, ist die Kleine doch süß! „Darf Ich mit Dir miiitlaufen?“ Ich tröstete Sie, indem ich erwiderte: “Leider nein, Mäuschen, das ist echt ein bisschen zu weit. Vielleicht, wenn du mal groß bist..?“. „Ooch, das schaffe Ich bestiiimt…“, entgegnete Sie enttäuschend und ließ die Schultern hängen. Dann fiel ihr wohl was ein, senkte die Stimme dabei, ich beugte mich zu Ihr runter, um Sie zu verstehen. “Duuuuhuuu, weisst Du waaaa-haaas? Wir fahren jetzt zu ‚Määäkk Donnnels‘! Onkel Jeee-heens hat gesagt, Ich soll Dir das lieber niiicht sagen…“ Na herzlichen Dank auch, dachte Ich, guckte böse zu Jens rüber und bekam nen Mords-Kohldampf! Er erwiderte den Blick, grinste rüber, als könne er sich schon denken, um was es ging.

Thermosflasche Part 2: Mission accomplished!

Ich bedankte mich nochmals bei den Dreien für’s kommen, drückte und küsste jeden (bin mir gar nicht sicher, ob Jensi ebenfalls nen Kuss auf die Wange…? Gott, vergessen wir das) herzlich und winkte zum Abschied. Am Verpflegungspunkt zurück, stand meine Thermosflasche auf dem Tisch. Ich ahnte übles… „Ging wohl nicht?“, meinte Ich bloß. “Doch, die Pulle ist voll. Den Stöpsel oben kannst nun auch wieder rausziehen und draus trinken. Ist warmer Tee drinnen.“ Krass, was ein Service! „Damit hast Du mir das Leben gerettet!“ Ich aß und trank anschließend noch ordentlich. Derweil wurde Ich das Gefühl nicht los, irgendwas vergessen zu haben – etwas entscheidenes vielleicht…? Ich blickte nochmals zurück: die Drei standen bereits am Auto, waren im Begriff, loszufahren. Nachdenklich blickte Ich nochmal zum Auto rüber, die hatten bestimmt nur noch Mekkes im Kopf. „Okay, Ich sollte nun auch endlich los!“



Barbis (279 m NN, 42,5 km) | 20,6 km bis VP Lausebuche

Den nun kommenden Anstieg fürchtete bereits das gemeine Volk im finsteren Mittelalter. Die Rede ist vom „durchgängig schneebedeckten Pfad des eisigen Todes“.
Schon das verschollene Skriptorium von Kloster Bursfelde berichtete von dieser Steigung:

In einem Punkt sind sich alle einig: In unseren Breitengraden nennt man Ihn derzeit ehrfürchtig den…


Ende Teil 11. Gemeiner Cliffhanger, oder ? Mal kurz nachgeschaut…aha: Umgerechnet sind wir nun auf Seite 45 von 84 angelangt. Diejenigen, welche sich fragen, was damit nun wieder gemeint sein könnte, seien die bisherigen Episoden bei Interesse ans Herz gelegt. Danke auch, das ihr weiterhin wissen wollt, wie es weitergeht. Der Wettkampf an sich ist natürlich schon lange vorbei. Aber eines weiß ich gewiß: Spätestens bis zu meinem nächsten UM-Wettkampf, dem Rennsteig am 12.Mai 2012, ist dieser Laufroman per Web-Blog fertig. natürlich werde Ich dann in ähnlich großem Umfang über den Rennsteig in meinem Blog berichten…jedoch nicht erst nach vier Wochen, sondern umgehend. Deal ?